MARC RENAUD   f o t o g r a f
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Security in Blue (2006-2009)

Das Prinzip ist einfach. Wenn man ein rotes Objekt unter einen roten Spot legt, so löst sich die Farbe auf und verschmilzt mit dem Hintergrund. Diese Technik mit Farbfiltern wird häufig von Fotografen für Schwarz-Weiss Abzüge benutzt.
Um Hautunreinheiten zu entfernen benutzt man für ein Porträt einen Rotfilter (auf Photoshop oder beim Fotografieren) und alles, was rot ist, wird abgeschwächt.
Die Haut erscheint sauberer und schöner.
Das Prinzip des Farbfilters hat eine andere Anwendung auf dem Gebiet der Sicherheit gefunden: die blaue Beleuchtung.
Unter einer blauen Lichtquelle sieht man die Venen einer Person nicht mehr so gut. So fällt es einem Drogenabhängigen, der sich injizieren will, schwer seine Venen zu sehen. Deshalb wird blaue Beleuchtung an Orten eingesetzt, wo sich Drogenabhängige meistens spritzen. Am häufigsten sind dies öffentliche Toiletten. Aber in der Schweiz werden in grösseren Städten blaue Beleuchtungen auch in Hinterhöfen, Gebäudeeingängen oder auf Parkplätzen verwendet. An diesen Orten wird oft gedealt.
Ist diese Massnahme effizient?
Ein Drogenabhängiger hat es sicher leichter, mit einer anderen Beleuchtung zu spritzen, aber selbstverständlich findet er seine Venen auch durch Ertasten.
Handelt es sich also um eine psychologische Massnahme? Ist es eine konkrete sichtbare Massnahme als Antwort auf das Gefühl der Unsicherheit, das die Bewohner eines Hauses empfinden?
Eines ist sicher, die blaue Beleuchtung stigmatisiert die Orte, wo es Sicherheitsprobleme wegen der Anwesenheit von Drogenabhängigen gibt. Die blaue Beleuchtung weist  vielmehr auf die Unsicherheit an einem Ort hin, statt dort Sicherheit zu erzeugen.
Als ich eines Abends in Zürich in einem blau erleuchteten Hinterhof fotografierte und den Film in meiner Mittelformatkamera wechselte und deshalb um beide Hände frei zu haben, die Taschenlampe zwischen meine Zähne klemmte hörte ich plötzlich jemanden rufen: Was machst Du da?
Ein Mann sass wenige Meter von mir entfernt und war gerade dabei einen Stauschlauch anzulegen um zu spritzen und meine Anwesenheit hatte ihn gestört. Das Blaulicht schien plötzlich wirkungsvoller gegen Fotografen-Eindringlinge als gegen Drogensüchtige zu sein.
Dennoch haben diese in Blau getauchten Orte auch etwas Faszinierendes: die zwielichtigen Hinterhöfe werden fast schön und die öffentlichen blau beleuchteten Toiletten, wirken sie nicht nun sauber?

Diese Fotoserie ist der zweite Teil meiner Arbeit zum Thema Sicherheit. Die erste Serie "security" wurde in New York zwischen 2003 und 2004 realisiert. Der dritte Teil wird gerade verwirklicht. Dort geht es um "Katastrophenübungen".

 
Bauarbeiter, Luzernering, Basel (aus der Serie Pause)
 
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